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Meine Liebe zu Wörtern und Sprichwörtern, Sprache und Sprachwitz haben mich dazu bewegt den Beruf einer Stadtführerin, Rednerin und Moderatorin zu ergreifen. Worte sind für mich ein Lebenselixier und ich staune immer wieder über deren Macht. Mein Berufsleben ist durch die Vielfältigkeit der Aufgaben eine emotionale Achterbahn, da ich in Ausnahmesituation ganz nah an den Menschen bin. 

Lachen und Weinen, Sprüche klopfen und Menschen auffangen, genau das möchte ich mit euch teilen und mir meine Erlebnisse von der Seele schreiben.

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Autorenbildgabyfischer

Hongkong, Budapest, der Dschungel von Malaysia und ein Zwischenstopp in Ulm mit Mutterfreuden...





Ich erinnere mich noch gut an unsere Abreise im Februar 1996 an ein bestimmtes Ziel mit unbestimmter Dauer. Das Ziel war Prag. Mein Mann hatte den nächsten geschäftlichen Einsatz, der uns diesmal in die goldene Stadt führte. Die Mitreisenden waren mein Bruder im LKW mit all unseren Möbeln und wir im PKW: mein Mann, meine mittlerweile 2 Töchter und ich. Die Kleine war gerade mal 5 Monate alt, die Große mittlerweile knappe 2 ½ Jahre. Ich saß zwischen meinen Mädels warm eingekauert mit jede Menge Proviant hinten im Auto und hatte jetzt alle Zeit der Welt, meine Gedanken Revue passieren zu lassen.



Hinter mir lag eine aufregende Zeit. Zuerst waren die 2 Jahre in Saudi-Arabien (siehe mein BLOG-Beitrag „ von einer, die auszog….“), ich war erstmalig frische Mama, hatte neben den ganzen Ausflügen in Saudi-Arabien auch Gelegenheit, meinen Mann zu begleiten nach Hongkong, Taiwan und Malaysia. Er hatte dort geschäftliche Aufträge und ich hab mir die Welt angeschaut. Zuerst wollte ich nicht mit. Da waren zum Einen meine Flugangst und zum Anderen die Verantwortung für meine Tochter. Ich dachte, so lange Flüge in verschiedene Zeitzonen, das tut ihr nicht gut.

Auf der anderen Seite muss ich einfach zugeben, dass meine Tochter meine Vorstellungen von „wir haben jetzt ein nettes Baby, das viel schläft und gut isst“ komplett gesprengt hat.

Meine Tochter schlief so gut wie gar nie, sobald sie in der Waagrechten lag, schrie sie. Sie wollte immer wach sein und alles sehen. Saß sie im Tragetuch und hat wach sein können und alles beobachten, war sie zufrieden. Gegessen hat sie auch sehr wenig, ihre Milch halt. Und dann gab es noch meine Freundin, die mangels Nachsorgestationen und Hebamme mir mit Rat und Tat zur Seite stand und die mir auch das Tragetuch ausgeliehen hat. In meiner Naivität habe ich halt gedacht, das Kind liegt in der Wiege oder im Kinderwagen und schläft! Meine Freundin riet mir auch meinen Mann nach Hongkong, Malaysia und Taiwan zu begleiten. Gottseidank, muss ich heute sagen, das waren wirklich tolle Erfahrungen in diesen Ländern.


Wir waren ein Wochenende in Hongkong – der Irrsinn!

So viele hohen Häuser, so viele Menschen, so viele Motorroller, Autos, Busse, Schiffe, ich kam aus dem Staunen gar nicht mehr raus! Die erste Anschaffung in Hongkong war eine Schultertrage für unsere Tochter, weil diese Stadt alles andere als kinderfreundlich ist. Mit ihren 10 Monaten konnte unsere Tochter jetzt wohl im Kinderwagen sitzen, jedoch die Straßen und Wege in Hongkong sind absolut nicht kinderwagenfreundlich! Zu viele Treppen, Rolltreppen, enge Wege. Die Menschen dort waren voll lieb zu Kindern, aber es gab keine Wege, auf denen ein Kinderwagen Platz hätte Ich hab das Leben und die Geschäftigkeit gespürt, als ob die Uhren dort schneller gehen, das Leben mehr pulsiert. Gestaunt habe ich auch nicht schlecht, weil es nicht nur gewuselt hat vor Menschen, sondern fast alle ein Handy hatten, und das im Jahre 1994!!!

Ich kann mich noch erinnern, wie entsetzt ich war, dass die Menschen während sie liefen, telefonierten!!

Nach diesem Wochenende flogen wir für einige Woche nach Taiwan und wohnten dort in Taipeh. Es war kurz nach einem Monsum und die Aufräumarbeiten noch in vollem Gange. Also war ich quasi mittendrin im „Made in Taiwan“ Mekka! Meine Tochter war so brav wie nie, endlich war mal was los! Ich packte sie jeden Morgen in meine Trage und unternahm Tagestouren. Voller Mut und Stolz – da mein englisch jetzt mittlerweile fließender und schneller war wie mein hochdeutsch – warf ich mich ins Getümmel und staunte nicht schlecht, dass mich kein Mensch dort verstand. Andersrum jedoch auch. Die Taiwanesen sprachen kein oder für mich unverständliches englisch! Ich hatte dann neben meiner Tochter und meinem Rucksack immer die Hotelkarte umhängen, so dass ich den Fahrern zeigen konnte, wo ich am Abend wieder hinwollte.

Dann ging es weiter nach Malaysia, das auch wahnsinnig beeindruckend war. Zu der Zeit, wie wir dort waren, gab es noch 65 % Dschungel.


Die Zwillingstürme waren gerade im Bau. Nie hab ich eine Stadt erlebt, wo es so viele Multi-Kulti-Kulturen gibt. Die Einheimischen waren sanft und freundlich, das Klima feucht und schwül. Die Märkte aufregend bis gruselig. Ihr könnt nicht vorstellen, was es da alles zu kaufen gab. Schlangen, Insekten, 100 jährige Eier – wobei mich mal interessiert, ob die nur so heißen oder tatsächlich so alt sind, was ich mir nicht vorstellen kann. Gingen wir zum Essen, suchten wir vergeblich Messer und Gabel.

Die Devise war: wir essen alles, was läuft außer ein Auto, wir essen alles was fliegt, außer Flugzeuge und alles was vier Beine hat, außer einen Tisch!

Es war schon sehr anders und ungewohnt. Nicht nur das Essen, auch die Kultur mit den Tempeln, mit den Ritualen. Meine Tochter war da 10 Monate alt und lernte in Malaysia gerade das Krabbeln.


Als wir dann endlich wieder zurück waren Saudi, hat auch schon unser letztes Viertel Jahr angefangen. Wir packten unsere Koffer und sind zurück. Nicht mehr zu Zweit, sondern mit Kind, Kegel und Katze. Die Katze hieß Mieze, mein Mann hat sie mir geschenkt, als ich frisch nach Saudi kam, dass ich nicht so alleine bin tagsüber. Er hat sie halb verhungert in der Firma aufgelesen. Mieze war dann tatsächlich ein lieber Wegbegleiter, da sie ständig neben mir herlief wie ein Hund. Wir haben sie dann in meinen Heimatort nach Deutschland gebracht, wo sie auf einem Bauernhof ein tolles Leben hatte und als saudische Katze „Ali“ einen Ausnahmestatus in der Familie hatte

und im Kuhstall Mäuse jagte!

Nach den 2 Jahren war erstmal Pause mit dem Orient und der Reiserei und wir mieteten uns eine möblierte Wohnung in Senden, um zu warten, wie es firmentechnisch weiterging. Das war eine harte Zeit für mich.



Nach 2 Jahren Sonne und arabischem Klima dann über den Winter in Deutschland.

Halleluja. Wisst ihr was? Unsere allerersten Urlaub nach Saudi – es war im September - verbrachten wir in Gargano. Während alle um uns rum im Wasser plantschen, saßen wir in dicken Jogginganzügen eingemümmelt da und mussten erstmal akklimatisieren. Dann kam der Herbst, dann der Winter und es war nicht klar, wohin die Reise geht oder ob die Reise weitergeht. Was jedoch weiterging, war meine Familienplanung. Unsere Tochter war jetzt ein Jahr alt und ich stellte fest, dass ich eine Übergluckenmutter war. In Saudi gab‘s jetzt auch nicht viele, also eigentlich keine Menschen, denen ich sie anvertraut hätte und ich bewachte sie rund um die Uhr wie meinen allergrößten Schatz. Das hab ich aber auch so empfunden. Dabei dachte ich schon, dass das nicht ganz gesund ist für meine Tochter, wenn ich sie so überbehüte und die Lösung war für mich ein zweites Kind. Mein Mann sah das damals nicht so, aber ich setzte meinen Kopf durch. Vor allem hörte man ja in allen Fachblättern, wenn frau mal die Pille weglässt, dauert das ja auch wieder einige Zeit, bis der Körper dann bereit ist, schwanger zu werden.

Mein Körper war so was von bereit, dass ich gefühlsmässig einen Tag nach Absetzen der Pille zum zweiten Mal schwanger wurde.

Das hat sogar mich überrascht und überrumpelt, eigentlich hatte ich mich auf ein Jahr Wartezeit eingestellt. Und so saßen wir in Senden in einer ungemütlichen, schrecklich möblierten Wohnung, es war neblig und arschkalt, ich war frisch schwanger und bekam dazu noch meinen 3. Bandscheibenvorfall. Eine belastende Zeit. Ich hatte Schmerzen wie Sau und konnte ja auch nichts nehmen aufgrund der Schwangerschaft. Röntgen ging natürlich auch nicht. Und in all dem Jammer- und Schmerzenstal verkündete mein Mann, dass wir weiterziehen – nach Budapest!

Mehr liegend wie sitzend lagerte ich mich auf dem Beifahrersitz. Budapest war jetzt erstmal nicht schlecht, war das doch das Land meiner Väter! Oder eher meinem Vater.

Die Familie meines Vaters kamen aus Ungarn nach Deutschland geflohen als damalige Donauschwaben.

Ich erinnere mich gern an das Essen von den Großeltern oder auch wie mein Vater gekocht hat! Ich liebe die ungarische scharfe Küche, die Kultur, die Musik, die Menschen. Immer wieder bekam ich auch gesagt, man merke mir die ungarischen Wurzeln an. Also gut…. dann auf in die Puszta!!!

Es war klar, dass wir nur einige Monate bleiben würden und bekamen auch dort in Budapest eine kleine möblierte Wohnung gestellt. Das Klima war viel milder wie bei uns und so bekam ich auch mehr und mehr meine Schmerzen weg. Ich habe den Fehler damals gemacht, dass ich dachte, wegen ein paar Monaten brauche ich mich nicht organisieren oder irgendwelche Kontakte herstellen. Das war jedoch fatal und eine Lehre für künftige Auslandsaufenthalte.Ich hatte den ganzen Tag niemanden zum Reden oder zum Austausch. Meine kleine Tochter war mit einem Jahr noch nicht soweit, dass ich mit ihr ernsthafte Gespräche führen konnte und mein Mann war nie vor 19 / 20 Uhr zuhause und dementsprechend platt. Es gibt in jeder großen Stadt Organisationen wie den International Womans Club o.ä. aber ich dachte einfach, für 6 – 8 Monate lohnt sich das nicht, regelmässige Kontakte zu knüpfen. Die Menschen waren tatsächlich sehr gastfreundlich und offen, jedoch konnte ich mich fast nicht unterhalten. Neben ungarisch sprachen die Menschen russisch, aber nicht deutsch oder englisch. So bin ich täglich runder geworden und hab meine Schwangerschaft genossen und daneben mit meiner großen Tochter Bücher gelesen, ihr die Farben beigebracht, gepuzzelt, gesandelt, Reime gelernt und gesungen. Mir fiel manches Mal die Decke auf den Kopf. Meine Tochter profitierte davon. Sie wusste dann schon mit 1 ½ Jahren alle Farben und konnte Reime aufsagen und puzzeln. Aber was toll war, wir waren jetzt erreichbar, also nur 800 km fern der Heimat und bekamen viele Besuche!

Budapest ist eine herrliche Stadt!



Natürlich konnte ich weder das Nachtleben noch den Tokajer Wein probieren, aber was ich sah, war einfach ein Traum. Der Balaton, die Puszta, die wunderschöne Stadt und auch Ausflüge an der Donau entlang haben mich total begeistert! Wir waren sogar in Esztergom. Dort, wo Sissi zur Kaiserin gekrönt wurde!!! Fast alle Frauen kenne die Szene!

Fotos habe ich seit dem Zeitpunkt, als ich das 1. Mal Mutter wurde, sehr wenig. Kennt ihr das? Auf einmal dreht sich die ganze Welt nur noch um die Kinder. Von meinen Kindern gibt es jedenfalls tausende von Fotos in jeden Lebenslagen!

Ja und nach 8 Monaten und einem richtig tollen Babybauch hieß es dann von Budapest Abschied nehmen und wieder zurück in die Heimat und erneut zu schauen, ob und wie es weiterging. So richtig Routine haben wir nie erlebt. Ich habe jedoch es geliebt!

Unsere Wohnung in Pfuhl, die wir ebenfalls möbliert vermietet hatten, war gerade frei und so zogen wir ein und warteten auf Kind 2. Da die Geburt in Saudi ja traumatisch war, habe ich beschlossen, dass mein 2. Kind nicht eingeleitet wird! Ich vertraute wieder mal auf die Natur und war der Meinung, dass die Geburt schon irgendwann einsetzt und so lang warte ich!

Naja, der Termin war um den 10. Oktober rum und ab dem 15. Oktober ging ich nur ans Telefon und meldete mich mit „ja, ich bin noch schwanger“.

Habe dann aus einem Hebammenbuch erfahren, wie ich selber eingreifen kann, wenn das Kind nicht alleine rauskommt. Einen Cocktail mit Rizinusöl und Aprikosenschnaps trinken und dann joggen gehen, dann sollten die Wehen einsetzen.

Da tat ich dann auch am 28. Oktober!!!

Ihr solltet mal sehen, wie die Leute auf mich starrten, als ich hochschwanger um den Pfuhler See rumgejoggt bin! Aber es half leider nichts. Ich musste einen Tag später in die Uni und auch Geburt 2 musste eingeleitet werden. Es dauerte diesmal keine 36 Stunden, sondern nur 14 Stunden, bevor auch hier klar war, dass ein Kaiserschnitt gemacht werden müsse zum Wohle für das Kind. Diesmal bekam ich aber eine PDA und war während der Geburt wach. Und dann hielt ich sie in den Armen, meine 2. Tochter. Es war das pure Glück! Wie die große Schwester hatte sie auch einen dichten schwarzen Haarschopf, war ein paar Zentimeter größer und ganz dünn. Es gibt nichts, was das Gefühl, ein frisch geschlüpftes Kind im Arm zu haben, beschreibt oder ihm ähnlich ist. Noch heute bekomme ich feuchte Augen, wenn ich an diese Augenblicke denke.

Sie hatte so eine kräftige Stimme, dass ich sofort durch 3 geschlossene Türen gehört habe, wann sie Hunger hatte!

Und ich hatte auch soooo Hunger, ihr könnt euch das gar nicht vorstellen. Durch meine selber verschriebene Einleitung mit dem Rizinusöl war mein Darm natürlich leer, aber die Pfleger bestanden darauf, dass ich erst was zum Essen bekam nach meinem ersten Stuhlgang! Da hab ich sauber geflucht! Gottseidank hatte ich noch Proviant für meine Geburtshelfer mit dabei, es war eine 10-er Packung Müsliriegel. Die habe ich dann nach 2 Tagen hungern nachts verschlungen. Und dann hat mein Bauch aber richtig Geräusche gemacht :) und das Personal war zutiefst beunruhigt! Aber was soll‘s, selbst ist die Frau!

Dann verbrachte ich also einen weiteren Winter – diesmal mit meinen zwei kleinen Böbbala in nebligen, kalten Pfuhl und trauerte der Zeit in Jeddah hinterher, als ich das ganze Jahr über keine Winterkleidung brauchte. Nur einen Body!!! Habt ihr schonmal von 2 Kleinkindern alle Winterklamotten, die sie gleichzeitig anziehen, auf einem Haufen gesehen??? Du bist schweißgebadet, bis Du mal endlich vor dem Haus bist! Und so kämpfte ich mich durch diese Monate, bis mein Mann dann erneut einen Auftrag im Ausland bekam – PRAG!

Ja und jetzt sitz ich im Auto und bin gespannt. Prag kenne ich ein wenig. Da war ich schon mal mit meinem Musikverein. Karlsbrücke. Pilsner Urquell. Ich bin gespannt.

Bis zu diesem Zeitpunkt wusste ich weder, dass wir fast 10 Stunden brauchen werden, bis wir an unser Ziel kommen noch dass PRAG das größte Abenteuer für mich werden würde.

Aber dazu später mehr…..

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