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Meine Liebe zu Wörtern und Sprichwörtern, Sprache und Sprachwitz haben mich dazu bewegt den Beruf einer Stadtführerin, Rednerin und Moderatorin zu ergreifen. Worte sind für mich ein Lebenselixier und ich staune immer wieder über deren Macht. Mein Berufsleben ist durch die Vielfältigkeit der Aufgaben eine emotionale Achterbahn, da ich in Ausnahmesituation ganz nah an den Menschen bin. 

Lachen und Weinen, Sprüche klopfen und Menschen auffangen, genau das möchte ich mit euch teilen und mir meine Erlebnisse von der Seele schreiben.

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Autorenbildgabyfischer

Über den Tod zu reden hat noch niemanden umgebracht. Noch nie.

Aktualisiert: 31. Okt. 2019

Von allen guten Geistern verlassen??? Halloween - Allerheiligen - Allerseelen


In welchem Monat würde sich ein Beitrag zum Thema Sterben - Tod - Seelenwanderung besser eignen wie jetzt, im November?

Wo alle rechtschaffenen Schwaben ihr Grab richten, damit d’Leut ned schwätzad…

Wo es Veranstaltungen gibt, an denen halb erfrorene Musiker auf Friedhöfen “ich hatt´ einen Kameraden” spielen, Fahnenträger und schwarz angezogene Menschen sich wünschen, bald im Warmen zu sein, ohne recht zu wissen, warum genau sie nun auf dem Friedhof stehen. Hier auch mal eine Veranstaltung, die DRINGEND reformiert gehört, modernisiert, lebendig gestaltet!!!


Daneben gibt es Halloween-Partys, ein Party-Boom, der auch in den letzten Jahren bei uns angekommen ist. Sowohl bei den Partys als auch an den kirchlichen Veranstaltungen wage ich zu bezweifeln, dass die Teilnehmenden darüber nachdenken, ob und was das miteinander zu tun hat oder warum wir was feiern.

Weil´s schon immer so war?

Gut, Halloween nicht, also in unseren Breitengraden. Aber Halloween ist auch - wie die Totensonntage - eine Begegnung der Geister, der Seelen. Beide Veranstaltungen - Halloween und Totensonntage - kommen mir vor wie eine lange Schnur, die jeweils von der anderen, entgegengesetzten Seite aufgedröselt wird, ohne vom anderen Ende zu wissen. Die eine Seite ist genauso krass wie die andere. Besser wäre, sie würden sich in der Mitte treffen.


Ich arbeite jetzt im 5. Jahr als Trauerrednerin und der Teil meiner Arbeit nimmt mindestens ein Drittel meiner Gesamtarbeitszeit ein. Natürlich poste ich nicht darüber oder teile Bilder in FB oder auf Instagram. Wie bei Führungen, Hochzeiten oder Reisen. Schade eigentlich. Weil mit diesem Teil des Lebens die meisten Menschen gar nichts zu tun haben wollen, ihn wegschieben, ihn verdrängen. Ja, ich kann das verstehen, mir ging es ja auch nicht anders.

Aber nur Mut, es lebt sich leichter, wenn der Tod mit ihm Leben ist. Weil er ja dazu gehört.

Jetzt bin ich in der glücklichen Lage, dass ich mich zu den Reformatoren zählen darf. Ich habe mich entschieden, als freie Rednerin zu arbeiten und damit muss ich mich an keine Konventionen halten und die Familien, mit denen ich arbeite, auch nicht!

Oder andersrum… aufgezeigt an meinem Lieblingsbeispiel: In Mexico wird der Totensonntag so gefeiert, dass an dem Tag alles bunt geschmückt wird, die Lieblingslieder von dem gestorbenen Menschen gehört werden, die Familie und Freunde seine oder ihre Lieblingsspeisen zubereiten, gemeinsam Fotoalben angeschaut werden, Gesellschaftsspiele gespielt werden, um IHN oder SIE zu ehren. Aber eben bunt, lustig, lebendig. Oder schaut euch die Beerdigungen an in Amerika, wenn die Jazz- und Gospelsänger tanzend den letzten Gang begleiten. Natürlich darf und muss auch eine Traurigkeit dabei sein, aber es ist eben LEBENDIG, nicht wie bei uns am Totensonntag auf Friedhöfen. Obwohl die Totensonntage im Übrigen mehr und mehr aussterben. Wo wir schon beim Thema sind….

Aber es war ja schon immer so (dieser Satz macht mich rasend)


Glücklicherweise darf ich jetzt eine Renaissance oder Wandlung miterleben und vor allem mit gestalten! Die Menschen aus ihrer Starre lösen, Geschichten hören, lachen, Emotionen zulassen und auch die Trauerfeier dementsprechend gestalten. Wie z.B. in einem Fall, wo auch Kinder mit involviert waren. Es hat mich sehr viel Kraft gekostet, jedoch war mich so wichtig, die Kinder richtig aufzufangen und sie nicht an diesem Tag alleine zu lassen. Sie sollten nicht ein ein Loch fallen und ich habe versucht, mit viel Einfühlungsvermögen und Gesprächen und Ritualen, sie da durch zu begleiten. Danach bekam ich noch Zeilen, die ich gern mit euch teile, über die ich mich sehr gefreut habe und mich auch berührt haben.

Liebe Gaby,

jetzt ist es eine Woche her, dass wir in einer bewegenden aber auch tröstlichen Trauerfeier von unserer C. Abschied genommen haben.

VIELEN DANK für die schöne Gestaltung, die tröstenden Worte, deine ruhige und angenehme Stimme - auch wenn es in dir brodelte und du sichtlich betroffen warst.

Schön, dass du die Anregungen - wie Musik und Texte - die von Angehörigen kamen, umgesetzt hast. Besonders erwähnen möchte ich auch die beiden "Aktionen" am Grab mit den Luftballons und den Seifenblasen, die vorhandene Barrieren und Blockaden bei den anwesenden Kindern gelöst hat.

Mir hat natürlich die Geschichte mit den Tönen besonders gut gefallen. Ich werde die Pausen künftig anders betrachten.

Es war ein würdiger Abschied in einem feierlichen Rahmen, wie es sich C. - wenn sie etwas hätte  planen und vorbereiten können - gut vorstellen konnte.

Ich habe große Achtung vor dieser Seite deines Berufes und wünsche dir weiterhin alles Gute

MK

Die letzten Jahre durfte ich so viele Familien begleiten. Diese Begegnungen zählen zu den ehrlichsten, echtesten, die ich habe. Ihr glaubt gar nicht, welch schöne, manchmal lustige, manchmal rührende Momente ich schon miterleben durfte.

Natürlich gibt es tragische Fälle, wenn Menschen viel zu früh sterben müssen, wo auch mir die Worte im Hals stecken bleiben, ich mit der Fassung ringe und mir kein Trost einfällt und denke, das darf einfach nicht sein, was soll ich hier denn sagen….Hier bin ich froh, dass es sehr wenige Fälle sind.


Ja und auch viele Menschen, die ich verabschiede, sterben an Krankheiten, die stellenweise selbst gemacht sind. Aber auch hier möchte und kann ich nicht richten, nur zur Seite stehen, aber manchmal bekomme ich so für mich eine kleine Wut, weil die Menschen, von denen ich rede, ja noch leben könnten, wenn sie sich für einen anderen Weg entscheiden hätten. Da nehme ich die Lektion einfach für mich mit.

Aber es gibt einfach viele, viele Menschen, die ihr Leben gelebt haben, mit allem, was dazugehört.

Manche Menschen haben aktiv und selbstbestimmt gelebt, manche wurden gelebt und haben sich entschieden, mit dem Strom zu schwimmen. Manche wiederum haben so vogelwild gelebt, dass ich fast laut auflache, wenn ich das höre.

Wir alle haben keine Alternative, als eines Tages von dieser Erde zu gehen. Aber wir haben eine Alternative, wie wir gehen oder unsere Familien haben alle Macht der Welt, hier aktiv zu werden und zu schauen, dass Ihre Liebsten einen ordentlichen, angemessenen Abschied bekommen. Der Abschied bzw. die Trauerfeier wird oft so wie der Mensch selber, sein Leben. Manchmal bunt und lustig, manchmal still. Aber jeder hat so einen Abschied verdient und Sterben gehört nunmal zum Leben.


Also heisst es einfach zum einen, LEBEN und zum anderen, wenn sterben, dann mit offenen Augen, mit Herz, mit Liebe. Es erschreckt mich, wenn ich manchmal sehe, was passiert, wenn die Seele den Menschen verlassen hat. Oft kann es den Familien nicht schnell genug gehen, dass die sie die Beerdigung hinter sich haben, dass der geliebte Mensch, der auf einmal ein Leichnam ist, aus dem Haus gebracht wird. Es sind wie 2 Seiten. Hat der Mensch die Seiten gewechselt, ist die Versuchung, ganz schnell wegzuschauen, sehr groß. Nicht immer, aber in der Regel.


Die Frage ist jetzt, wie ist es auf der anderen Seite? Wir wissen es alle nicht und doch bin ich überzeugt, dass da was kommt. Wart ihr schonmal auf einem Familienstellen? Dann werdet ihr erleben, dass die Energie bleibt! Oder in einem Zwiegespräch, das ich im Kopf halte, wenn ich an einen lieben, verstorbenen Menschen denke. Ich weiß die Antworten, wenn ich Fragen stelle. Natürlich ist der Körper nicht mehr da, aber der Geist, die Seele, die Energie.

Es ist, wie wenn jemand einen Brief schreibt und an ein Smart-Phone senden möchte, die Verbindung ist einfach eine andere geworden.

Eine weitere Idee, die ich mit einer Freundin gerade entwickle, ist eine Plattform zu finden, einen Raum, wo sich regelmässig Trauernde treffen, aber auch Interessierte oder Menschen, die zum Thema Sterben was zu sagen haben, was wissen möchten. Zum regelmässigen Austausch, zum Gedanken teilen an die Endlichkeit des Lebens, zum philosophieren, vielleicht auch, um das Leben zu feiern. Einige Ideen schweben schon in unseren Köpfen und werden Anfang nächsten Jahres sortiert! Bitte schreibt mich auch an, falls ihr Interesse daran habt!


Was ich mit diesem Beitrag sagen möchte?

Lasst den Tod ins Leben, beschäftigt euch damit, lasst euch helfen, dass eure Lieben und Ihr einen wunderschönen Abschied bekommt oder lasst uns mehr Leben in den Tod bringen!

Ein bisschen mehr Mexico bitte!


Ich freue mich wirklich, dass ich so eine wunderbare Aufgabe bekommen habe, die mir “zugefallen” ist, die einfach da war in meinem Kopf, in meinem Leben und ich helfen darf, dass die Trauerfeier nicht trist und kalt ist, sondern ein Abschied, der warm und herzlich ist, an dem ein Schmunzeln sein darf, an den sich jeder gern erinnert. Vielleicht sogar mit einem Lächeln!!!


Natürlich würde ich mir auch wünschen, dass Gemeinden das auch so sehen und die Friedhöfe und Trauerhallen nicht so stiefmütterlich behandelt werden. Das ist sparen an falscher Stelle. Wenn dann so ein Fall auftritt und die Familie sich von einem lieben Menschen verabschieden muss und das auch noch in einer kalten, herzlosen Atmosphäre, da fällt es mir wirklich schwer, meine Beine still zu halten. GEHT GAR NICHT!!! Natürlich kenne ich auch nichts und schreibe schon auch den Bürgermeister der jeweiligen schaurigen Stätten an, wenn mir Missstände besonders auffallen.

Es gibt jedoch mittlerweile wirklich schöne, geschmackvoll hergerichtete Stätten, ich mag wirklich nicht alle über einen Kamm scheren. Oder die wunderbaren Ruheforste, die ich über alles mag.



Eine weitere Bereicherung in meinem Beruf ist, dass ich auf viele Menschen treffe, die sich auch mit dem Thema beschäftigen, die den Tod im Leben haben. Ob es die Bestattungsunternehmen sind, die Floristen, die Krematorien, die Bestatter selber, die Urnenkünstler. Also da allein könnte ich ja schon Bücher schreiben. Über den Galgenhumor, der manche Situation rettet. Über die ganzen Pannen, die passieren, aber menschlich sind.


Es ist halt wie im Leben! und…. habt ihr gewusst, dass der “Schrein” vom Schreiner gemacht wird und er deshalb seine Berufsbezeichnung hat? (Das weiß ich auch erst seit letzter Woche und das hat mich zum Staunen gebracht. Vor allem, weil ich ja Worte, Wortspiele und Bedeutung faszinierend finde...und DAS nicht wusste... danke an dieser Stelle P.S. ) Und dass viele Bestattungsunternehmen in der Schreinerei ihre Wurzeln haben?


Eine Person, die mir auf meinem Weg begegnet ist, ist Regina. Eigentlich haben wir uns ganz wo anders getroffen… auf einer Gruselführung, die ich für eine Gruppe gemacht hab. Als Leichensagerin. Wie sinnig… Sie macht besondere Urnen. Der Weg, wie sie dazu kommt ist sehr spannend. Zum Kennenlernen hab ich einen Fragebogen von ihr bekommen, den sie freundlicherweise für mich ausgefüllt hat…. Ihr dürft gespannt sein auf den Gast-Beitrag von ihr, den ich in wenigen Tagen online stellen werde.


Sooo und jetzt sag ich VIELEN DANK fürs Lesen meines Beitrages. ich freue mich wirklich, wenn ihr mir Kommentare oder Meinungen dazu schickt. Dann wünsche ich uns allen für den nächsten Totensonntag mehr Mexico!!!

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