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Meine Liebe zu Wörtern und Sprichwörtern, Sprache und Sprachwitz haben mich dazu bewegt den Beruf einer Stadtführerin, Rednerin und Moderatorin zu ergreifen. Worte sind für mich ein Lebenselixier und ich staune immer wieder über deren Macht. Mein Berufsleben ist durch die Vielfältigkeit der Aufgaben eine emotionale Achterbahn, da ich in Ausnahmesituation ganz nah an den Menschen bin. 

Lachen und Weinen, Sprüche klopfen und Menschen auffangen, genau das möchte ich mit euch teilen und mir meine Erlebnisse von der Seele schreiben.

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Autorenbildgabyfischer

Mein persönliches Krisenmanagement

jetzt ist es eine Woche her, dass es mich kalt erwischt hat. Zuerst ist es mir wie vielen gegangen, von einem Virus irgendwo in China zu hören - ja mei, wenn ich China halt mal ein Sack Reis umfällt…… mittlerweile ist ganz schön viel passiert.

der tschechische Maulwurf (Krtek), der vergeblich in Prag auf uns wartet...
der tschechische Maulwurf (Krtek), der vergeblich in Prag auf uns wartet...

In meinem Fall fing es an mit der Schließung der tschechischen Grenze. Das heisst, unsere seit Monaten im März geplante Busreise mit 34 Anmeldungen fällt ins Wasser!!! Ein Trauma für mich - wie ich in dem Moment dachte! Es wurde aber größer und schlimmer. Mittlerweile sind all meine Führungen abgesagt, Hochzeiten werden storniert und tatsächlich 95 % meiner Einnahmen sind auf Null zurückgegangen. Ich sitze in meiner Wohnung, höre stündlich solche Worte wie Krise, Hamsterkäufe, Panik, Quarantäne, Kurzarbeit, Ausgangssperre, Klopapier und drehe stellenweise durch. Meine Fenster sind alle geputzt, mehr geht jetzt nicht mehr.

In all meiner Panik erlebe ich aber auch Momente des Glücks, die mir Tränen in die Augen treiben vor Freude. Wie sich schon nach wenigen Tagen die Umwelt erholt, die Luft messbar besser wird, das Wasser um Venedig klar ist, Delphine zu sehen sind, die vor Küsten auftauchen!


Wie sich auf einmal alles umdreht!

Es sind jetzt nicht mehr die Manager wichtig in ihren Anzügen oder die Banker, sondern der Pfleger, die Regaleinräumerin im Supermarkt, der LKW-Fahrer.

Und tief im Innern spüre ich, dass es wichtig ist, bei mir zu bleiben. Und auch zu spüren, dass alles einen Sinn hat. Langsam realisiere ich die Entschleunigung.

Die Blase, die schon lange hätte platzen sollen.

Für uns ist alles so selbstverständlich geworden. Mal eben nach Bangkok zu fliegen zu einem Meeting, mal eben einen Junggesellenabschied auf Malle, mal eben einen Trip wohin auch immer, Burnouts, die zunehmen, Stress, keine Zeit mehr zu haben für gar nichts, einen Terminkalender zu führen, der so eng getaktet ist und fast keine Termine zu finden für Freunde. Dazu so viele Fragen, die aufploppen. Brauche ich wirklich soviel Klamotten, von deren Herkunft und Machart ich gar nichts weiß, müssen wir wirklich zu Schnäppchenjägern werden, müssen wir per Mausklick irgendwelche Teile bestellen, die dann mit viel Aufwand und Benzin vor meine Haustür kommen (wobei ich da wirklich schon wirklich achtsamer bin) Luxus als Selbstverständlichkeit, alles jederzeit verfügbar, inkl. Lieferando.


Was ich in diesen Momenten erlebe, sind so intensive Momente des Glücks, dass ich irgendwie fast schon neben mir stehe. Freunde, für die ich lange keine Zeit mehr hatte, melden sich, sind da für mich,  bieten mir Geld an und gehen mit mir eine Runde spazieren. Nachbarn, die auf einmal Zeit haben für ein Schwätzle. Freude, dass jemand für mich Zeit hat. Menschen, die mir erzählen, dass sie endlich ihre Whats-to-do-Listen abarbeiten können und Muse haben, im Garten zu arbeiten oder den Kleiderschrank endlich auszumisten!

Gestern hatte ich einen Spontanbesuch von einer Freundin. Wir gingen zum Nachbarn, einer wunderbaren Gartenwirtschaft. Natürlich war alles ausgestorben - seit 15 Uhr. Aber wir bekamen 2 Bier (offiziell am Bierverkaufsschalter) und haben uns in den Garten gesetzt - mit Abstand natürlich.  Ich kann mich nicht erinnern, dass ich in den letzten Jahren für so eine Spontanaktion ohne Nachfolgetermine je Zeit hatte! Es hat sooooo gut getan.

Ich wünsche mir so sehr, dass wir alle aus dieser Krise was lernen. Aber dazu muss sie mindestens 6 Wochen gehen. Wenn sie nur 2 Wochen anhalten würde, würde garantiert jeder wieder zur Normalität gehen. Schnell schnell weiter stressen. Aber eine längere Pause sollte uns mal dazu bringen, uns zu besinnen, was wirklich wichtig ist im Leben. Nähe, Menschlichkeit, Solidarität.

Vielleicht ist das die Chance auf ein großes RESET für die Natur, für die Menschen.

Aber bitte versteht mich nicht falsch. Auch mir geht es ans Eingemachte. Ich versuche jetzt, das Positive rauszuholen und denke, vielleicht ist da ein Plan dahinter. Vielleicht ist es nicht der Virus, der uns in die Knie zwingt, sondern ein größerer Plan.

Um mich zu motivieren, führe ich ein Glückstagebuch und hole mir am Ende des Tages alle Ereignisse ins Bewusstsein, die an diesem Tag schön waren.

Hätte nicht gedacht, dass es so viele sind!

Natürlich gibt es jetzt auch in meinen Leben momentan viele Momente, wo ich fast keine Luft bekomme, mich anstecken lasse von Panik, meine Existensängste groß werden lasse, von der allgemeinen Situation und es wäre für mich einfach nur so sehr gut, zu hören, wann eine Entspannung der Situation,  aber solange ich in dieser Unsicherheit leben muss, nehme ich das als Chance, für mich selber stark zu bleiben und bei mir zu bleiben.



Bleibt bei euch - freut euch an den vielen kleinen wunderbaren Dingen, die die Natur für uns bereithält oder der Nachbar, der auf einmal Zeit hat! und wenns zu drückend wird, mein Tipp: hört einfach einen Tag keine Nachrichten, sondern nur Gute-Laune-Musik!

Das wird die Krise nicht besser machen, aber es ist wichtig dass wir besonnen bleiben!
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